Inklusiver Sexualkunde-
unterricht

Argumentarium

Ausführliche Begründung

Kinder und Jugendliche lernen, dass jeder Mensch persönliche Grenzen hat, die respektiert werden müssen. Sie erfahren, dass körperliche Nähe oder Berührungen nur in Ordnung sind, wenn alle Beteiligten zustimmen. Das Konzept von Konsens wird altersgerecht erklärt, sodass frühzeitig ein Bewusstsein dafür entsteht, dass ein „Nein“ immer zu respektieren ist – unabhängig von der Situation oder Beziehung zum Gegenüber.

Ein zentraler Bestandteil der Sexualerziehung ist das Erkennen und Verstehen der Gefühle anderer. Durch Rollenspiele oder Diskussionen wird vermittelt, wie sich bestimmte Situationen für unterschiedliche Menschen anfühlen können. Diese Fähigkeit zur Perspektivübernahme hilft, eigenes Verhalten kritisch zu reflektieren und Grenzen anderer nicht zu überschreiten.

Gesellschaftliche Stereotype, die Gewalt oder Dominanz als „normal“ für bestimmte Geschlechter darstellen, werden bewusst thematisiert und hinterfragt. Indem toxische Männlichkeitsbilder oder Vorstellungen von weiblicher Unterwürfigkeit abgebaut werden, lernen junge Menschen, gesunde und gleichberechtigte Beziehungen zu führen.

Viele Jugendliche erleben Druck, sich in einer bestimmten Weise zu verhalten, sei es durch Peergroups oder Medien. Sexualkundeunterricht klärt über diese Dynamiken auf und vermittelt Strategien, um sich nicht von falschen Idealen oder Gruppenzwang zu übergriffigem Verhalten verleiten zu lassen. Besonders im digitalen Zeitalter ist dies wichtig, um Themen wie sexuelle Belästigung im Netz oder das unerlaubte Teilen von Bildern bewusst zu machen.

Ausführliche Begründung

Dazu gehört auch die Sexualaufklärung: Alle haben das Recht, Wissen und Kompetenzen über den eigenen Körper, die eigene Sexualität, den Umgang mit Anderen und die Prävention von sexualisierter Gewalt, sexuell übertragbaren Krankheiten oder Schwangerschaft zu erhalten.

Gerade in den Jugendjahren ist man zunehmend mit Sexualität und Geschlecht konfrontiert. Sowohl beim eigenen Körper, der eigenen Identität und den eigenen Bedürfnissen, als auch im sozialen Umfeld. Über das Internet werden Jugendliche zudem mit unzähligen Bildern, Ansichten etc. konfrontiert. Um ihnen ein sicheres, gesundes und erfüllendes Sexualleben zu ermöglichen, ist ein ganzheitlicher, konsensorientierter Sexualkundeunterricht unerlässlich. 

Die Hauptverantwortung für die Sexualaufklärung ihrer Kinder liegt bei den Eltern. Diese wird jedoch sehr unterschiedlich wahrgenommen. Es ist deshalb Aufgabe der Schule, Jugendlichen das nötige Wissen zu vermitteln. 

Dabei gibt es zwar gute Zielsetzungen und Grundprinzipien, der tatsächliche Umfang und die tatsächliche Qualität des Sexualkundeunterrichts in den Sekundarschulen ist jedoch enorm unterschiedlich.

Das Recht auf Sexualaufklärung darf nicht von Elternhaus und Lehrperson abhängig sein!

Zu oft fokussiert sich der schulische Sexualkundeunterricht nur auf biologische Abläufe – die sozialen Aspekte der Sexualität bleiben auf der Strecke. Zu oft wird die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt völlig ausgeblendet, um die vereinfachte binäre, cis-gender und heterosexuelle Norm zu vermitteln.

Die Initiative für ganzheitliche Sexualkunde lagert den Sexualkundeunterricht an der Sekundarschule an qualifizierte externe Fachpersonen aus und stellt so den nötigen Umfang und die Qualität der Sexualkunde für alle Jugendlichen im Kanton sicher.

Ausführliche Begründung

Bereits heute ist der Sexualkundeunterricht Teil des Lehrplanes und viele Lehrpersonen geben sich Mühe, diesen gut zu gestalten. Da sie für dieses komplexe Thema jedoch nicht speziell geschult sind, entstehen grosse Unterschiede. Oft fehlen beispielsweise die sozialen Bereiche der Sexualität gänzlich und die reale diversität in biologischem und sozialem Geschlecht wird ignoriert.

Die Auslagerung des Sexualkundeunterrichts an geschulte Fachpersonen ermöglicht nicht nur eine qualitativ hochwertige und zeitgemässe Sexualaufklärung, sondern entlastet auch die Lehrpersonen. 

Deren Arbeit wird zur Zeit immer wieder dadurch erschwert, dass sie mit Angriffen durch konservative Kreise rechnen müssen, wenn sie gewisse unerlässliche Bestandteile des Sexualkundeunterrichts vermitteln. 

Zudem sind gerade Lehrpersonen in der nur dreijährigen Sekundarschule im ständigen Kontakt mit ihren Schüler*innen und bewerten diese. Gerade in diesem Alter kann es für Schüler*innen schwierig sein, sie dennoch auch als Vertrauenspersonen bei derart intimen Themen zu betrachten.

Dass eine Rollentrennung zwischen beurteilender Lehrperson und beratender Person für intime Themen vorteilhaft ist, bestätigt auch der Kanton in seinem «Merkblatt Sexualaufklärung Schulen».

In der Romandie ist die Durchführung der Sexualaufklärung durch externe Fachpersonen («Westschweizer Modell») bereits Standard.

Ausführliche Begründung

In der Gesellschaft existieren viele falsche Vorstellungen und Missverständnisse bezüglich sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität. Diese lassen sich durch fundierte Aufklärung berichtigen. Ein ganzheitlicher Sexualkundeunterricht vermittelt Schüler*innen, dass sexuelle Orientierung ein breites Spektrum ist, das zahlreiche Identitäten umfasst. Ebenso wird das Konzept der Geschlechtsidentität thematisiert, indem zwischen biologischem und sozialem Geschlecht – auch Gender genannt – unterschieden wird.

Diese differenzierte Auseinandersetzung hilft Schüler*innen, die Vielfalt menschlicher Identitäten besser zu verstehen und Vorurteile abzubauen. Ein kritischer Blick auf gesellschaftliche Normen zeigt, dass Vielfalt eine natürliche und wertvolle Eigenschaft der Menschheit ist. Dies trägt langfristig dazu bei, Stigmatisierung, Mobbing und Gewalt gegenüber queeren Menschen zu verringern.

Junge Menschen, die früh lernen, Vielfalt zu akzeptieren, entwickeln ein stärkeres Bewusstsein für Toleranz und Empathie. Dadurch wird der soziale Zusammenhalt gefördert und eine inklusive Gesellschaft gestärkt, in der alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gleiche Chancen und Rechte haben.

Queere Personen erleben häufig Diskriminierung und Ausgrenzung, was zu einem erhöhten Stresslevel und einem grösseren Risiko für Angststörungen, Depressionen und Essstörungen führt.

Die Suizidrate ist bei queeren Jugendlichen, insbesondere bei trans Jugendlichen, überdurchschnittlich hoch. Ein inklusiver Sexualkundeunterricht trägt erheblich zur psychischen Gesundheit queerer Menschen bei.

Wenn Vielfalt als selbstverständlich vermittelt wird, entwickeln queere Jugendliche ein positives Selbstwertgefühl und lernen, ihre Identität selbstbewusst anzunehmen. Gleichzeitig führt eine ganzheitliche Bildung dazu, dass die Toleranz an den Schulen sowie auch in der Gesellschaft wächst, da Vorurteile abgebaut und Akzeptanz gefördert werden.

Dies verringert langfristig Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt, wodurch queere Menschen weniger psychischen Belastungen ausgesetzt sind. Infolgedessen verbessert sich ihre psychische Gesundheit, und das Suizidrisiko sinkt.

Langfristig führt dieser gesellschaftliche Wandel zu mehr Akzeptanz queerer Menschen in allen Lebensbereichen – sei es in der Schule, im Berufsleben oder im Gesundheitswesen. Wer früh lernt, Vielfalt wertzuschätzen, wird sich auch später für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft einsetzen.

Ein ganzheitlicher Sexualkundeunterricht trägt somit nicht nur zu einer besseren psychischen Gesundheit queerer Menschen bei, sondern auch zu einer Gesellschaft, in der Gleichberechtigung und Akzeptanz selbstverständlich sind.

Fragen & Antworten

Nein, denn Gewalt usw. verursacht massive Kosten. Durch die Initiative werden hingegen Kosten eingespart.

Lass es uns wissen! Kontaktiere uns, wir werden dir gern alle deine Fragen beantworten.